4.3.1.5: Anbieter und ihre Ziele

Das Web wurde ursprünglich als ein System konzipiert, mit dem wissenschaftliche Ergebnisse ausgetauscht und publiziert werden sollten. Schon bald wurden auch Hintergrundinformationen über Personen und Institutionen angeboten. Weiter , die von engagierten Einzelpersonen oder Gruppen unbezahlt aufgebaut und gepflegt wurden und teilweise ausgesprochen informativ, aber auch kreativ und unterhaltsam waren.

Erst nach dieser eher spontanen, dezentralen und in vielen Fällen vom unbezahlten Enthusiasmus Einzelner geprägten Phase wurde das Web vermehrt "strategisch" für systematische wissenschaftliche Projekte und auch außerhalb wissenschaftlicher Einrichtungen als Informationsmedium für öffentliche und private Zwecke genutzt. Eine weitere Entwicklungsstufe kam durch den Verkauf von Waren und Dienstleistungen hinzu. Mit dem inzwischen bereits ebenso legendären wie historischen Boom der "Dotcom"-Firmen (.com) wurde das Web populär, wuchs sehr schnell und wurde mit unterschiedlichsten Inhalten für unterschiedlichste Zielgruppen bevölkert. Mit der Zahl der Anbieter wuchs auch die Anzahl unterschiedlicher Zielsetzungen und Geschäftskonzepte und der Wunsch, innerhalb dieser wachsenden Zahl von Angeboten wahrgenommen und besucht zu werden. Bei vielen kommerziellen Angeboten steht dieser Aspekt im Mittelpunkt, z.B. wenn konkurrierende Anbieter gleiche oder ähnliche Dienstleistungen, Informationen oder Produkte anbieten oder in ein Web-Angebot eingebaute Werbung nach der Anzahl der Besuche bezahlt wird.

Der Boom des Web hat auch dazu geführt, dass die Anzahl der Agenturen, die professionell die Gestaltung von Web-Seiten anbieten, enorm gestiegen ist. Dabei stammen viele dieser Agenturen aus dem Bereich der gedruckten Medien und haben sich mehr schlecht als recht in die Gestaltung und Strukturierung von Web-Angeboten eingearbeitet. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind daher häufig vor allem am Eindruck auf dem eigenen Bildschirm ausgerichtet. Die Frage, ob eine sinnvolle Strukturierung des Inhalts die automatische selektive Suche unterstützt, scheint häufig eine eher untergeordnete Rolle zu spielen, zugunsten des optischen Eindrucks vernachlässigt zu werden oder den Herstellern und Herstellerinnen der Seiten schlicht und einfach fremd zu sein.

Diese Tendenz wird auch durch eine Vielzahl von Editoren unterstützt, die den Nutzenden den Quellcode ihrer Seiten und die inhaltliche Struktur, die durch den Quellcode ausgedrückt wird, eher verbergen als sie dabei zu unterstützen, solche Strukturen für die automatisierte Suche adäquat zu entwickeln. Auch einige Textverarbeitungsprogramme, die einen "HTML-Ausgang" anbieten, tragen häufig nicht zur Qualität der Inhaltsdarstellung bei. So gab es Ende der 1990er Jahre eine Version eines verbreiteten Textverarbeitungsprogramms, die korrekten HTML-Quelltext, wenn er eingelesen und einmal gespeichert wurde, mit einer systematisch fehlerhaften Syntax zurücklieferte. (Der Quelltext wurde allerdings vom Web-Browser des gleichen Herstellers so dargestellt, als ob er korrekt sei.)